Jugendhilfeverbund Kinderheim Rodt

Freiwilliges Soziales Jahr als Wegweiser zum Traumjob

Lea Kugler hilft einem Jungen bei den Schulaufgaben.
Lea Kugler hilft einem Jungen bei den Schulaufgaben.

„Ich bin selbstbewusster geworden und habe gelernt mich durchzusetzen.“

„Es war schwer, weil ich nie einen Traumberuf hatte. Auf dem sozialwissenschaftlichen Gymnasium mussten wir ein Praktikum machen, dass ich in einer Wohngruppe des Jugendhilfeverbunds Kinderheim Rodt absolviert habe. Das hat mir schon damals gut gefallen und deswegen konnte ich mir vorstellen, zukünftig in der Einrichtung zu arbeiten. Deshalb habe ich mich dann für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden, weil ich im Anschluss ein duales Studium bei der BruderhausDiakonie beginnen wollte, erzählt Lea Kugler.“ Leas Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) besteht aus zwei verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Vormittags begleitet sie Kinder beim Schulunterricht, unterstützt die Lehrkraft und geht auf den individuellen Förderbedarf der Grundschulkinder ein. Nachmittags ist sie mit zwei Erlebnispädagogen für die Freizeitgestaltung der Kinder zuständig. Sie betreut Arbeitsgemeinschaften wie Backen oder Zirkus, fährt mit den Kindern Fahrrad oder geht mit ihnen an den See. „Für mich ist es cool, dass ich überall herumkomme. Ich kenne alle Kinder hier, bekomme alles von ihnen mit und kann dadurch echt viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Mir macht es einfach total Spaß, Zeit mit den Kindern zusammen zu verbringen und bekomme auch oft gesagt, dass es schön ist, dass ich da bin. Da kommt einfach ganz viel zurück von den Kindern, freut sich Lea".

Seitdem Lea ihr FSJ macht, hat sie einen besseren Bezug zur Realität bekommen und ist viel dankbarer geworden. Sie weiß jetzt, dass viel im Leben schieflaufen kann und eine intakte Familie keine Selbstverständlichkeit ist. Auch wenn es nicht in jeder Situation gleich gut funktioniert, ist sie selbstbewusster geworden und hat gelernt, sich durchzusetzen. Das war für sie am Anfang gar nicht so einfach, da viele Mädchen und Jungen fast im selben Alter sind wie sie und sie immer die richtige Balance zwischen „Kumpel“ und „Betreuer“ finden muss. Die Pubertät und die damit verbundenen Launen der Jugendlichen stellen Lea oft vor Herausforderungen, in denen sie viel Feingefühl beweisen muss und auch bei den Kleineren in der Schule musste sie als FSJ-lerin genauso wie die Lehrer durchgreifen. „Eine ultimative Lösung habe ich für den Umgang in Problemsituationen noch nicht gefunden. Manches sollte man einfach ignorieren und nicht so persönlich nehmen. Es ist auch total wichtig, die Beweggründe für bestimmtes Verhalten zu hinterfragen. Meistens haben die Kinder ihre Probleme ja gar nicht mit mir, sondern mit ihren familiären Verhältnissen, erklärt Lea.“

„Nach der Arbeit fühle ich mich gut, weil ich weiß, dass ich etwas bewirkt und sinnvolles getan habe.“

„Man muss auf jeden Fall damit klarkommen können, dass nicht immer alles glatt läuft und es auch Ausfälle gibt. Schicksalsschläge nehme ich dann auch mal mit nach Hause und muss es irgendwie verarbeiten. Aber meistens fühle ich mich nach der Arbeit gut, weil ich weiß, dass ich etwas bewirkt und sinnvolles getan habe. Da denke ich dann an die Lichtblicke und schönen Momente vom Tag zurück, wie ich für die Kinder da sein und ihnen etwas mitgeben konnte, betont Lea .“ Die Stimmung im Team beschreibt Lea als sehr positiv. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Betreuer und ihren Kollegen und fühlt sich von ihnen sehr wertgeschätzt. Bei Anliegen und Problemen kann sie immer zu ihrem Betreuer kommen. „Mein Betreuer hat mir immer den Rücken gestärkt und mir auch viel Verantwortung übertragen. Ich konnte viel von ihm lernen, sagt sie.“

In ihren Plänen für die Zukunft fühlt sich Lea durch das FSJ auf jeden Fall bestätigt. Im Oktober 2020 wird sie in Kooperation mit der DHBW Villingen-Schwenningen anfangen, Soziale Arbeit zu studieren. Durch ihr FSJ konnte sie die Kinder vom Jugendhilfeverbund Kinderheim Rodt kennenlernen und eine erste Bindung zu ihnen aufbauen. Somit steht ihr für den praktischen Teil des Studiums, welchen sie wahrscheinlich in einer Wohngruppe absolvieren wird, nichts mehr im Wege. Und wer weiß, vielleicht ist Lea während ihrem FSJ ihrer Vorstellung vom Traumberuf doch schon viel näher gerückt, als sie es sich eigentlich vorgestellt hatte.