Heilerziehungspflege

„Ich gehe nach jedem Dienst glücklich nach Hause".

Juliette Gert vor ihrer Arbeitsstätte.
Juliette Gert hat als Heilerziehungspflegerin ihren Traumjob gefunden.

Als Heilerziehungspflegerin in der BruderhausDiakonie am richtigen Ort angekommen

Juliette Gert hat schon in einige Berufe hinein geschnuppert, aber jetzt ist sich die 26-Jährige sicher ihren Traumjob gefunden zu haben. Sie arbeitet bereits seit 2017 als Heilerziehungspflegerin in einer Wohngruppe der BruderhausDiakonie und ist am richtigen Ort angekommen. Sie wollte schon immer etwas im sozialen Bereich machen, fing aber nach ihrem Realschulabschluss zunächst zwei Ausbildungen im medizinischen Bereich an. Schnell bemerkte sie, dass das nicht das Richtige für sie war. Zur Überbrückung startete Juliette Gert ein Praktikum in der Altenhilfe der BruderhausDiakonie und überlegte eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu beginnen. In ihrem Hinterkopf waren jedoch immer noch die Erinnerungen an ein Praktikum, das sie schon während ihrer Realschulzeit in der Sozialpsychiatrie der BruderhausDiakonie absolvierte.

Juliette Gert folgte ihrem Bauchgefühl und bewarb sich für eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin in der Sozialpsychiatrie der BruderhausDiakonie. Nach Abschluss der vierjährigen Ausbildung ging sie noch einmal zur Schule, um die Fachhochschulreife zu machen. Doch weil ihr der Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern fehlte, wurde ihr klar: „Julie, du musst arbeiten.“ Also machte sie sich auf die Suche nach einem Job als Heilerziehungspflegerin und erhielt bald ein Angebot von ihrem Ausbildungsbetrieb für das „längerfristig intensiv betreute Wohnen (libW)“. Nach einer kurzen Hospitation in der Gruppe war ihr klar: „Ich gehöre auf die 19B“. Dies ist eine Wohngruppe für erwachsene Menschen mit Autismus und Verhaltensauffälligkeiten.

„Schöne Momente gehören bei uns zur Routine.“

Die Gruppe von Juliette Gert besteht aus zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern, die von drei Betreuerinnen und Betreuern begleitet werden. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, immer auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen und sie darin zu unterstützen, sich alle Bedürfnisse zu erfüllen – unabhängig von den Behinderungen: „Für mich ist es wichtig, immer auf Augenhöhe zu sein, egal was für eine Behinderung ein Bewohner hat.“ Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat einen Bezugsklienten und kümmert sich um sozialanwaltlichen Themen und den Kontakt zu Eltern oder den gesetzlichen Betreuern.

Zu den alltäglichen Aufgaben der Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspflegern gehören Dinge wie die Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner, die Organisation der Gruppe, die Ausgabe des Essens, das Führen von Gesprächen mit Ärzten, das Herrichten der Medikamente für den Tag und teilweise auch verwaltungstechnische Tätigkeiten. Ein weiterer wichtiger Teil ist die enge Zusammenarbeit mit Psychologen und Psychiatern und die Zusammenarbeit mit den Familienangehörigen. Juliette Gert berichtet: „Es ist nicht immer ganz einfach guten und gleichzeitig professionellen Kontakt zu halten, weil die Eltern und wir oft unterschiedliche Perspektive auf die Kinder haben. Aber eigentlich findet man trotzdem immer gute Lösungen.“

Ein Freiwilliges Soziales Jahr ermöglicht wichtige Lebenserfahrung

Neben den Aufgaben in der Wohngruppe, betreut Juliette Gert auch Freiwilligendienstleistende. Daran musste sie sich zuerst gewöhnen, da vor allem bei ausländischen FSJlern auch eine ganze Menge bürokratische Themen beachtet werden müssen. Doch jetzt sagt sie: „Ich finde es immer toll zu sehen, wenn FSJ-Bewerbungen kommen und Menschen dazu bereit sind, diese Erfahrungen zu sammeln. Ich habe das Gefühl, dass man durch ein FSJ im Leben reift. Meiner Meinung nach sollte jeder ein FSJ machen. Man bekommt nochmal ein ganz anderes Bild von Menschen mit Behinderungen.“ Aber nicht nur das FSJ, sondern auch eine Ausbildung bei der BruderhausDiakonie empfiehlt sie jedem: „Ich geh nach jedem Dienst glücklich nach Hause!“ Sie schätzt es, dass die Bereiche der BruderhausDiakonie so vielfältig sind und man viele Möglichkeiten für eine Fort- und Weiterbildungen hat. Besonders schön findet sie „zu sehen, dass Menschen mit Behinderungen eine riesen Freude am Leben haben" und fügt hinzu: „Das ist das, was mich so richtig glücklich macht. Einfach der direkte Kontakt mit den Menschen und, dass man so viel zurückkriegt. Die Menschen zeigen mir jeden Tag, dass das Leben schön sein kann.“

„Jeder Tag ist einzigartig.“

Neben ihren Klientinnen und Klienten sind Juliette Gert auch ihre Teamkolleginnen und Teamkollegen sehr wichtig. „Bei uns ist es wichtig, dass man sich auf die Anderen verlassen kann. Gerade wenn man in einer Situation ist, in der es kurz gefährlich werden kann, wenn ein Bewohner beißt oder ausfällig wird. Da ist es ganz wichtig, dass man einander vertrauen kann und, dass man ehrlich miteinander ist. Schön ist auch, dass man Kritik äußern darf und die dann auch angenommen wird. Inzwischen ist die Gruppe hier wie eine zweite Familie für mich. Das ist wirklich mein Traumjob“, hebt sie hervor. Die Teamarbeit wird jede Woche bei einer Teamsitzung gestärkt und einmal im Jahr findet eine Klausur statt, bei der Dinge besprochen werden, wie die Teamplanung, die positiven, wie auch negativen Facetten des Teams oder Verbesserungs- und Änderungswünsche.

Juliette Gerts Tipp an alle, die sich für eine Ausbildung in der Heilerziehungspflege interessieren, lautet: „Bewerben, bewerben, bewerben! Es ist eine interessante Arbeit, ein tolles Team, man macht tolle Erfahrungen – es ist eine große Bereicherung hier zu arbeiten. Jeder Bewohner, jede Bewohnerin ist einzigartig und genau das finde ich ist das Tolle“. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass das Thema „Behinderungen“ nicht mehr so tabuisiert wird und dass ein größeres Bewusstsein dafür geschaffen wird. „Behindert ist kein Synonym für Ausgrenzung!“ fügt sie bestimmt hinzu.