Heilerziehungspflege

„Geben ist seliger als nehmen“

Jenny Zeller im Garten ihrer Tagesgruppe in Dettingen/Erms.
Jenny Zeller im Garten ihrer Tagesgruppe in Dettingen/Erms.

Jenny Zeller ist 24 Jahre alt und absolviert derzeit ihr drittes Ausbildungsjahr zur Heilerziehungspflegerin. Geplant war das nicht. Während ihrer ersten Ausbildung zur Gärtnerin, merkte sie recht schnell, dass das nicht ihr letzter Beruf sein wird. „Ich wollte mich nicht mein Leben lang nur um Pflanzen kümmern. Die Arbeit mit und am Menschen hat mir gefehlt.“ Die BruderhausDiakonie bot ihr eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin an. Während eines Praktikums lernte Jenny Zeller den Beruf näher kennen und entschied sich danach für die Ausbildung.

„Es hat sich angefühlt, als seien alle Türen zu. Dann kam dieser Anruf und es hat alles gepasst.“

Dass alles passt, merkte Jenny schnell. Dabei gefällt ihr der Umgang mit Menschen, egal ob jung oder alt, am meisten. „Es werden keine Unterschiede zwischen einem besseren oder weniger besseren Menschen gemacht. Jeder darf so sein, wie er ist.“ Auch Menschen mit einer mehrfachen geistigen Behinderung. Der Arbeitsplatz in Dettingen/Erms ist Jennys dritte Station innerhalb ihrer Ausbildung. Das gefällt ihr besonders gut: „Ich finde es schön, dass jedes Jahr rotiert wird. So sehe ich andere Arbeitsplätze, treffe Menschen, mit denen ich schon mal zusammengearbeitet habe und knüpfe Kontakte zu neuen Kolleginnen und Kollegen. Das macht die ganze Ausbildung familiär und so vertraut.“

„Das Gefühl, gebraucht zu werden und das Leben von Menschen zu verändern, ist einzigartig.“

Derzeit arbeitet Jenny in einer Tagesgruppe. Durch eine gezielte Förderung wird den Klientinnen und Klienten Orientierung und eine Tagesstruktur geboten. „Mal gehen wir einkaufen, bei schönem Wetter spazieren oder machen etwas Kreatives. Für jeden ist was dabei und wir können schauen, wie ich die Person in ihrer Entwicklung fördern kann.“ Ein normaler Arbeitstag beginnt für Jenny um 8.30 Uhr morgens. Bereits kurze Zeit später trudeln die ersten Klientinnen und Klienten ein und um 9 Uhr startet die Gruppe mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend findet das morgendliche Ritual, der Morgenkreis, statt. „ Es ist eine Art Rückblick, wie der Tag gestern war, was alle am Abend zuvor noch gemacht haben. Danach wird meistens etwas Musik gemacht.“ Im Anschluss ist Raum und Zeit zur freien Gestaltung. Nach dem Mittagessen in der hauseigenen Kantine dürfen die Klientinnen und Klienten selbst bestimmen, was sie machen möchten und können sich zum Beispiel in Hängematten in der Sporthalle ausruhen. Danach kommt das tägliche Highlight, der Nachtisch.

„Sie sind, wie sie sind und jeder darf von seiner Art her sein, wie er ist. Echt.“

Deshalb gibt es zwischen zahlreichen lustigen Momenten, auch mal Momente zum Nachdenken. „Es geht einem schon nahe, wenn man sieht, dass es einer Person schlecht geht. Ich überlege dann, wie ich helfen kann und gleichzeitig wird einem bewusst, dass man nicht der Retter der Welt sein kann.“ Auch in solchen Situationen kann Jenny auf ein tolles Team bauen, das sich gegenseitig unterstützt.

„Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter.“

Beim Blick in die Zukunft ist Jenny Zeller noch unschlüssig. Sie schließt weder ein Jahr im Ausland noch das Weiterarbeiten in der Heilerziehungspflege aus. „Generell könnte ich mir vorstellen, später als Heilerziehungspflegerin zu arbeiten – auch hier in der BruderhausDiakonie.“ Ihr Resümee: „Wer ein Herz für Menschen hat, einen Unterschied im Leben von anderen machen möchte und das noch während der Arbeitszeit, der sollte definitiv was Soziales machen.“